Psychopathologie und operationalisierte Diagnostik in der forensischen Psychiatrie = Psychopathology and operationalized diagnostics in forensic psychiatry

Hoff, Paul

In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 2015, vol. 9, no. 4, p. 258-268

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    Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag geht den folgenden Fragen nach: Wird eine systematische psychiatrische Klassifikation und Diagnostik, die über die Erfassung individueller Symptomkonstellationen hinausgeht, überhaupt (noch) gebraucht? Sind psychiatrische Klassifikation und Diagnostik das Ergebnis objektiver Messungen oder subjektiver Eindrücke? Erlaubt eine psychiatrische Diagnose eo ipso Rückschlüsse in juristischem Kontext? Hierzu werden eingangs der historische und der konzeptuelle Hintergrund der operationalisierten Diagnostik erläutert. Deren Kernelemente - deskriptives Vorgehen, explizite Kriterien bzw. Kriterienverbindungen für jede Diagnose, Orientierung am Schweregrad, Mehrachsigkeit, Komorbiditätsprinzip, nominalistisches Verständnis von Diagnosen und ätiologische Neutralität - werden kritisch untersucht und auf ihre Umsetzung in den gängigen Diagnosemanualen geprüft. Im Ergebnis dieser Auseinandersetzung wird postuliert, dass psychiatrische Diagnostik unbeschadet der Bedeutung methodischer Fragen ihr eigentliches Ziel nicht verfehlen darf: die Etablierung zuverlässiger und gültiger diagnostischer Termini als Grundlage ärztlichen Handelns sowohl in der Therapie als auch in der forensischen Begutachtung.