Grippeimpfung in Deutschland : Eine bevölkerungsbezogene Querschnittsanalyse der drei Influenzasaisons von 2002 bis 2005 = Influenza Vaccination in Germany. A Population-Based Cross-Sectional Analysis of Three Seasons Between 2002 and 2005

Szucs, Thomas ; Wahle, Klaus ; Müller, Daniela

In: Medizinische Klinik, 2006, vol. 101, no. 7, p. 537-545

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    Summary
    Zusammenfassung: Hintergrund und Ziel:: Die Influenza ist weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem. Die Impfung ist die einzige Präventivmaßnahme, welche Mortalität und Morbidität in allen Alterskategorien zu reduzieren vermag. Ziele der vorliegenden Untersuchung waren eine Erhebung der Influenzaimpfungsraten in den Saisons 2002/2003, 2003/2004 und 2004/2005 in Deutschland, die Verbesserung des Verständnisses der Beweg- und Ablehnungsgründe der Impfung und die Erfassung der Zahl der beabsichtigten Impfungen für den folgenden Winter. Methodik:: Die Autoren führten eine zufallsgesteuerte Telefonumfrage in Haushalten durch. Zu der Zielgruppe gehörten nicht institutionalisierte Personen, repräsentativ für die Alterskategorie ≥14 Jahre. Der bei der Untersuchung verwendete Fragebogen war in allen Saisons identisch, und die Antworten konnten gepoolt werden. Für die Analyse wurden vier Zielgruppen identifiziert: 1. Personen im Alter von ≥60 Jahren; 2. Personen, die im medizinischen Bereich tätig sind; 3. Personen mit chronischen Erkrankungen; 4. eine zusammengesetzte Gruppe aus allen vorhergehenden Gruppen, d.h. Personen im Alter von ≥60 Jahren oder Personen, die im medizinischen Bereich beschäftigt oder chronisch erkrankt sind. Ergebnisse:: Die Stichprobengröße betrug 5 990 Personen. Die Impfungsrate nahm von 22,3% in der Saison 2002/2003 über 25,1% in der Saison 2003/2004 bis auf 26,5% in der Saison 2004/2005 zu. Dieser Anstieg ist statistisch signifikant (p = 0,007). Die Impfungsrate der zusammengesetzten Gruppe erhöhte sich von 40,0% (2002/2003) auf 42,2% (2004/2005). Die Beweg- und Ablehnungsgründe der Schutzimpfung haben sich in diesen Jahren nicht verändert. Zu den am häufigsten genannten Beweggründen für eine Schutzimpfung gehören: 1. die Einschätzung, dass Influenza eine schwerwiegende Erkrankung ist, die vermieden werden sollte; 2. eine Empfehlung vom Hausarzt oder Pflegepersonal; 3. die Vermeidung der Ansteckung von Familienmitgliedern und Freunden. Zu den erwähnten Gründen gegen eine Impfung bei Personen, die noch nie geimpft wurden, gehören: 1. Impfung wurde in Erwägung gezogen, am Ende jedoch nicht durchgeführt; 2. Erwartung, sich sowieso nicht mit Influenza anzustecken; 3. keine Empfehlung vom Hausarzt für die Impfung. Als Hauptmotivationsfaktoren für eine Influenzaschutzimpfung wurden angegeben: 1. Empfehlung vom Hausarzt oder Pflegepersonal; 2. weitergehende Informationen über den Impfstoff hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit; 3. Erhältlichkeit von weiterführenden Informationen über die Krankheit. Schlussfolgerung:: Der Durchimpfungsgrad erhöhte sich über drei Saisons hinweg um insgesamt 4,2%. Die Motivation für eine Influenzaschutzimpfung wird vor allem durch Empfehlungen des Hausarztes positiv beeinflusst. Es scheint außerdem, als würden Informationen über die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Impfstoffs sowie über die Krankheit die Impfmotivation der Öffentlichkeit positiv beeinflussen. Die Autoren schlagen daher vor, dass sich Hausärzte besser über den Influenzaimpfstoff und die Erkrankung informieren, damit sie die Informationen über diese Themen aktiv an ihre Patienten weitergeben können