Was tun, wenn die elastisch-stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) an ihre Grenzen stößt? = What should be done when elastic stable intramedullary nailing (ESIN) reaches its limits?

Slongo, T.

In: Trauma und Berufskrankheit, 2015, vol. 17, p. 216-228

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    Summary
    Zusammenfassung: Hintergrund: Die elastisch-stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) hat sich in den letzten 2Jahrzenten weltweit zum Goldstandard in der Versorgung der Frakturen im Kindesalter entwickelt. Werden die biomechanischen und technischen Vorgaben eingehalten, handelt es sich um ein sicheres und effizientes Verfahren. Problematik: Das Alter des Kindes, der Markraumdurchmesser in Relation zur Knochendicke und hohes Körpergewicht können limitierende Faktoren der ESIN sein. In gleicher Weise beeinflusst auch die Komplexität der Fraktur in Kombination mit technischen Mängeln die Qualität der Versorgung. Die einfache Anwendung der ESIN verleitet zu deren unsorgfältigem Einsatz und v.a. zur Vernachlässigung der unabdingbaren Einhaltung der biomechanischen Prinzipien. Wesentliche Probleme aufseiten des Chirurgen sind die ungenügende Analyse der Fraktur, die daraus resultierende relativ falsche Indikationsstellung, die Nichteinhaltung der technischen Vorgaben, wie z.B. nicht korrekte Wahl der Implantatdicke sowie Eintrittsstellen, keine innere Aufspannung/kein 3-Punkte-Kontakt, das Ineinanderverwinden der Nägel, das sog. Korkenzieherphänomen, Nagelperforationen am proximalen Femurende und der Ausbruch von zusätzlichen Knochenkeilen. Optimale Versorgung des Jugendlichen: Um diese sicherzustellen, muss eine alters-, gewichts- und knochenmorphologieadaptierte Methode gewählt werden, womit die Fraktur sicher, stabil und definitiv fixiert werden kann. Die Versorgung soll kind- und jugendgerecht und damit möglichst atraumatisch erfolgen. Es dürfen keine Fehlstellungen toleriert werden, da kein ausreichendes Korrekturpotenzial mehr vorhanden ist. Die Osteosynthese sollte belastbar sein. Resümee: Die ESIN sollte nur bei Kindern mit noch offenen Fugen angewandt werden. Durch den Einsatz von "end caps" kann ihre axiale Belastung um mehrere Faktoren erhöht werden. Bei ungenügender Erfahrung mit der ESIN und/oder problematischen Gegebenheiten des Patienten und/oder der Fraktur ist die Plattenosteosynthese eine der ersten Alternativen, um eine sichere und suffiziente Frakturstabilisierung zu erreichen.