Ischias - Von der Säftelehre zur Pathomorphologie

Gruber, P. ; Böni, T.

In: Der Unfallchirurg, 2015, vol. 118, p. 43-52

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    Summary
    Zusammenfassung: Heute zählt der lumbale Bandscheibenvorfall zu einem der häufigsten Krankheitsbilder, das sowohl in der Hausarztpraxis als auch in den jeweiligen Fachsprechstunden der Orthopädie, Neurologie, Rheumatologie oder Neurochirurgie gesehen wird. Zudem ist die mikrochirurgische Diskektomie einer der am meist durchgeführten wirbelsäulenchirurgischen Eingriffe überhaupt. Über Jahrhunderte hinweg war die diskogene Nervenkompression ein wenig verstandenes und nicht klar abgegrenztes Krankheitsbild, für das es auch keine spezifischen und wirkungsvollen Therapien gab. Zwar haben die hippokratischen Ärzte diese Beschwerden bereits gekannt, welche sie dann auch als "Ischias" bezeichneten, aber sie subsumierten unter diesem Begriff unterschiedliche Krankheitsbilder wie zum Beispiel auch Hüftbeschwerden. Es war erst das Verdienst von Domenico Felice Antonio Cotugno (1736-1822) Mitte des 18. Jahrhunderts, der begriffliche Klarheit in das Krankheitsbild Ischias brachte und diese Beschwerden als eine neurogen bedingte Krankheit begriff. Ebenso stammt aus dieser Zeit die erste eindeutige Beschreibung der Bandscheibe durch Josias Weitbrecht (1702-1747). Erst 1858 beschrieb dann Hubert von Luschka (1820-1875) pathoanatomisch einen Bandscheibenvorfall. 1908 hatten der Neurologe Oppenheim und der Chirurg Feodor Krause eine Bandscheibenoperation initiiert und erfolgreich durchgeführt, haben aber die Pathologie als solche verkannt. Es waren schlussendlich William Jason Mixter (1880-1958) und Joseph Seaton Barr (1901-1963), die 1934 der diskogen bedingten Nervenkompression als Krankheitsbild und ihrer chirurgischen Therapie zum Durchbruch verhalfen.