Ischias : Von der Streckbank zur Mikrodiskektomie = Sciatica : From stretch rack to microdiscectomy
Gruber, P. ; Böni, T.
In: Der Unfallchirurg, 2015, vol. 118, p. 53-65
Aggiungi alla tua lista- Summary
- Zusammenfassung: Aufgrund geringer anatomischer und pathophysiologischer Kenntnisse des diskogenen Nervenkompressionssyndroms waren die Behandlungsmöglichkeiten sowohl während der Antike als auch im Mittelalter beschränkt und meist wenig spezifisch. Hervorzuheben ist die Streckbank (Scamnum Hippocratis), die aber für ganz unterschiedliche Rückenleiden Verwendung fand. Erst mit dem Zuwachs der anatomischen Kenntnisse und Fortschritte im Bereich der Asepsis, Anästhesie und Chirurgie seit Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten vermehrt spinalchirurgische Eingriffe. Im Jahr 1908 hatte der Neurologe Oppenheim (1858-1919) zusammen mit dem Chirurgen Feodor Krause (1857-1937) eine Bandscheibenoperation initiiert und erfolgreich durchgeführt, hat aber die Pathologie als solche verkannt. William Jason Mixter (1880-1958) und Joseph Seaton Barr (1901-1963) haben 1934 die diskogen bedingte Nervenkompression als Krankheitsbild und ihre chirurgische Therapie etabliert. Seither hat der Eingriff an der Bandscheibe rapide zugenommen. Die chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten haben sich ebenso rasch gewandelt und seit der Einführung des Operationsmikroskops in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts auch verfeinert und den Weg zur chirurgischen Mikrodiskektomie geebnet. Es wurde bald auch nach alternativen, minimal-invasiven Verfahren gesucht. So wurde 1964 die Chemonukleolyse vom Orthopäden Lyman Smith (1912-1991) eingeführt, ein minimal-invasives Verfahren, bei dem unter Durchleuchtung eine proteolytische Enzymlösung ins Bandscheibenfach appliziert wurde. Bereits 1975 erfolgte die Erstbeschreibung der perkutanen Nukleotomie durch den Japaner Sadahisa Hijikata, die anstelle einer Enzymlösung Arbeitsinstrumente zur Extraktion von Bandscheibengewebe unter Durchleuchtung in den jeweilige Bandscheibenraum brachte. Seither wurden weitere Varianten der minimal-invasiven Verfahren entwickelt. Ebenso wurde die Mikrodiskektomie technisch vorangetrieben, welche bis heute das Standardverfahren geblieben ist.