Asylsuchende und Flüchtlinge in der hausärztlichen Praxis: Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Blöchliger, Corinne ; Junghanss, Thomas ; Weiss, Regula ; Herzog, Christian ; Raeber, Pierre-Alain ; Tanner, Marcel ; Hatz, Christoph

In: Sozial- und Präventivmedizin, 1998, vol. 43, no. 1, p. 18-28

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    Summary
    Zusammenfassung: Gesundheitssituation und-versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen innerhalb des schweizerischen Gesundheitswesens wurden bisher nicht systematisch untersucht. Mittels Querschnittsstudien wurden in hausärztlichen Praxen Datenerhebungen mit dem Ziel durchgeführt, diese Patienten aus der Sicht der behandelnden Ärzte demographisch und klinisch zu charakterisieren, Hauptschwierigkeiten zu eruieren und erste Verbesserungsvorschläge daraus abzuleiten. Die Ergebnisse der Untersuchung aus acht Kantonen beruhen auf der Auswertung von 272 Fragebogen und 193 Monatsstatistiken mit 1477 dokumentierten Konsultationen. Die Verteilung der Herkunftsländer und der Aufenthaltsstatus der erfassten Patienten entsprach der der gesamtschweizerischen Asylsuchenden- und Flüchtlingspopulation. Wichtig erscheinen insbesondere niedrige Konsultationsraten von Asylsuchenden und Flüchtlingen in der Mehrheit der Arztpraxen sowie eine hohe Diversität bezüglich Herkunftsland, Ausbildung und Kenntnisse der in der Schweiz hauptsächlich vertretenen Sprachen. Ärztlicherseits wurde die Aus- und Weiterbildung zur Gesundheitsbetreuung von Asylsuchenden und Flüchtlingen vermisst sowie der Fluss gesundheitsrelevanter Informationen als mangelhaft empfunden; Hintergrundinformationen standen nicht in ausreichender Form zur Verfügung. Die verstärkte Vernetzung im Asyl- und Flüchtlingsbereich Tätiger und die Bildung von "Schwerpunktspraxen” könnten das Angebot spezifischer Leistungen (Übersetzerdienste, gut etablierte Kontakte zu relevanten Institutionen und Hilfsorganisationen, interkulturell orientierte medizinische Betreuung) entscheidend verbessern