Asylsuchende und Flüchtlinge in der medizinischen Poliklinik: Ein Vergleich zwischen den Polikliniken Basel, Bern und Genf

Blöchliger, Corinne ; Ries, Nicola ; Gonon, Michael ; Loutan, Louis ; Mark, Karin ; Vetterli, Suzanne ; Tanner, Marcel ; Hatz, Christoph ; Junghanss, Thomas

In: Sozial- und Präventivmedizin, 1998, vol. 43, no. 1, p. 29-38

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    Zusammenfassung: Die vorliegende Querschnittsstudie beschreibt den Gesundheitszustand und die Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen aus der sicht der in den medizinischen Polikliniken Basel, Bern und Genf tätigen Ärzte. Durch den Vergleich von Polikliniken unterschiedlicher Struktur wird die Identifikation positiver und negativer Determinanten der Gesundheitsbetreuung unterstützt. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf der Auswertung von Fragebogen, Monatsstatistiken und semi-strukturierten Interviews. Der Fragebogen wurde von allen in diesen Polikliniken tätigen Ärzten ausgefüllt (Basel: 10, Bern: 1, Genf: 36) Alle Konsultationen von Asylsuchenden und Flüchtlingen wurden während eines definierten Zeitraumes dokumentiert (Basel: 42, Bern: 93, Genf: 187). Mit den drei an den jeweiligen Polikliniken für die Studienkoordination zuständigen Ärzten wurden Interviews durchgeführt. Im Zeitraum der Studie waren hauptsächlich Asylsuchende und Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien, der Türkei, Sri Lanka, Somalia, Angola und Zaire in Behandlung. Das untersuchte Patientenklientel zeichnete sich durch eine hohe Diversität bezüglich Herkunftsländer, Sprachen, Kommunikationsvermögen sowie Schul-und Berufsausbildung aus. Niedrige Konsultationsfrequenzen pro Arzt könnten zahlreiche der beobachteten Probleme erklären: mangelnde Erfahrung in spezifischen Betreuungsformen, administrative Probleme und Schwierigkeiten hinsichtlich der Organisation von Übersetzerdiensten. Die wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung der institutionellen gesundheitlichen Versorgung wird in der Betreuung durch kleine Ärzteteams gesehen. Auf diese Weise kann der einzelne Arzt genügend Erfahrung sammeln und organisatorische Fragen rationeller behandeln. Ausbildungs- und Forschungsansätze, die sich aus den Ergebnissen dieser Studie ergeben, werden diskutiert