Zur Topologie des bronzezeitlichen Deponierens. Von der Handlungstheorie zur Raumanalyse

Ballmer, Ariane

In: Praehistorische Zeitschrift, 2010, vol. 85, no. 1, p. 120-131

Add to personal list
    Summary
    Das Verständnis von Deponierungen als Teil einer sozialen Praxis bietet nicht nur eine Alternative zur traditionellen Forschungsfrage nach dem Motiv hinter den bronzezeitlichen Deponierungen, sondern ermöglicht insbesondere einen verstärkten Fokus auf die Frage: wie und wo wurde deponiert? Im vorliegenden Aufsatz wird der Frage nachgegangen, ob und wie (1) die Deponierungspraxis gegenüber der Landschaft, und (2) die strukturelle Bedeutung des Raums hinsichtlich der Deponierungspraxis fassbar gemacht werden können. Vor einem praxistheoretischen Hintergrund und in Auseinandersetzung mit archäologischen Belegen wird ein wechselwirksames, dynamisches Modell zum Verständnis von Deponierungen (als Teil einer Praxis) und Landschaft (als materialisierte Struktur oder Weltbild) skizziert. Dabei schafft, bestätigt und erneuert das Deponieren von Objekten an distinkten Orten das Weltbild, und das Weltbild strukturiert wiederum das Deponieren von Objekten, in dem es bestimmte Orte, z.B. Moore, zur Deponierung suggeriert. Inwiefern sich dieses Modell im archäologischen Befund spiegelt und quantitativ fassbar wird, zeigt die Kartierung von hypothetischen materiellen Spuren einer sibirischen Gemeinschaft. Die Verteilungskarte der materiellen Hinterlassenschaften zeigt Muster zur Erkennung der Deponierungspraxis auf, und liefert unter Berücksichtigung des Naturraums zahlreiche Hinweise auf das Vorhandensein einer mentalen räumlichen Gliederung. Antworten auf die Fragen nach der Natur der Praxis und der entsprechenden Rolle der Landschaft sind folglich in der räumlich-relationalen Dimension der bronzezeitlichen Deponierungen zu finden.